Ergebnisse
Diese Arbeit ist in erster Linie eine Materialsammlung, die dazu dienen soll, Material für religionsgeschichtliche und kunstgeschichtliche Untersuchungen über die Verwendung des Mottos Verbum domini manet in aeternum zur Verfügung zu stellen.

Auswahl solcher Fragestellungen:

Die fett gedruckten Fragestellungen habe ich selbst bearbeitet:

Wann und warum taucht das Motto auf?
Das Auftauchen der Devise 1522
Verschiedene Bibelstellen belegen, daß Gottes Wort ewig bleibt.
Manlius berichtet, wie sich Friedrich der Weise für diese Devise entschied.
Seit 1522 verbreitet sich das Motto: VERBVM DOMINI MANET IN ÆTERNVM explosionsartig.

Früheste Belege:

Friedrich der Weise und die Wahl des Mottos als diplomatische Meisterleistung (Warum gerade dieses Motto?)



Die biblische Grundlage
Die Aussage "Gottes Wort bleibt ewig" findet sich an verschiedenen Stellen der Bibel.
Bibeltexte Lutherbibel 1912 Altes Testament: Biblia cum summariorum apparatu pleno quadruplicique repertorio insigniata... Gedruckt 1519 bei Mareschal in Lugdunum  (Lyon) 
Neues Testament: Zweisprachige NT-Ausgabe des Erasmus; Basel 1516.
Ps 119,89 Herr, dein Wort bleibt ewiglich, soweit der Himmel ist; In eternuz dne vbum tuu pmanet i celo
Jes 40,8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich. Exiccatumest fenum T cecidit flos verbuz autem domini manet in eternum.
Am Rand:          Eccl. 14c
                                             Jaco 1b 
                                             1.Pe 1d 
handschriftlich: vm dni  manet  in eternum
Mt 24,35 Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen. coelum & terra transibunt, uerba autem mea non præeteribunt
Mk 13,31 Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. coelum & terra praeteribunt, sed uerba  mea non transibut
Lk 21,33 Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht. coelum & terra transibunt, uerba autem mea non transibunt.
1. Petr 1,23+25  ..aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewig bleibt.
            .."..Das Gras ist verdorrt und die Blume ist abgefallen, aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit."
            Das ist aber das Wort, welches unter euch verkündigt ist.
sed ex imortali p uerbu uiuetis dei & manetis i æternu...
Exaruit gramen, & flos decidit. At uerbu  dni manet in æternu.
           Eccl.14chandschriftlich: vm domini manet in aeternum
                     Jaco  1b
Überstriche (meist als Abkürzungszeichen) werden durch Unterstriche gekennzeichnet


Der Bericht des Manlius 1562
Die älteren Autoren beziehen sich bei der Behandlung des Mottos fast alle auf folgenden Bericht des Manlius
Locorum communium collectanea 1562: Seite 290

Duces Saxoniæ illud ursurparunt: Verbum Domini manet in æternum. Initio autem electum fuit a duce Friderico, hoc pacto: Cum iußisset dominus Spalatinum colligere aliquot bona dicta ex multis, queæ ille conscripserat, hoc unicum elegit.
Idem symbolum Verbum Domini manet in æternum, usurpauit Georgius Marchio Brandenburgensis: quot quadiu uixit, seruauit.
Die Fürsten von Sachsen verwendeten folgendes <Motto>: Verbum Domini manet in aeternum. Folgendermaßen entschied sich Herzog Friedrich <der Weise> für dieses Motto: Der Herrscher befahl Spalatin eine Sammlung von vielen guten Sprüchen anzulegen und wählte dann aus den vielen, die dieser aufgeschrieben hatte diesen einen aus.
Dasselbe Motto übernahm auch Markgraf Georg <der Fromme> von Brandenburg und bewahrte es sein Leben lang.
["initio..." diese Version des Manlius wird zwar oft zitiert, aber Manlius gibt keine Quelle für diesen Bericht an. Auch sonst kenne ich keine Quelle, die diesen Bericht stützen würde. Dennnoch paßt die Erzählung so gut zu den beteiligten Personen, daß sie entweder wahr oder zumindest gut erfunden ist. "Markgraf Georg" Auch hier fehlen Belege.



1522 wurde das Motto schlagartig zur Devise der Anhänger Luthers.
In diesem Jahr ließ Friedrich das Motto auf Hofuniformen und aufnähen (bzw. aufsticken) und auf Münzen prägen, die er auf dem Nürnberger Reichstag verteilen ließ. =>Details
In den nächsten Jahren verbreitete sich das Motto so sehr, daß es zeitweise fast allgegenwärtig war. Mit dieser Devise wurden Häuser, Waffen, Kanzeln, Glocken, Fahnen, ja sogar Bierkrüge und Hundehalsbänder geschmückt.
Man predigte über diesen Text und ließ Abhandlungen drucken. Das Motto erscheint  auf den Titelbildern von unterschiedlichsten Veröffentlichungen (Bibel, Luthers Werke, politische und militärische Texte) sowie auf Bucheinbänden. In vielen Bibeln des 16. Jahrhunderts findet sich das Motto entweder als handschriftlicher Randvermerk oder die entsprechenden Stellen sind zumindestens unterstrichen.


Aber schon 1520 erscheint VDMIE erstmals auf einem medaillenförmigen Einbandstempel eines Buches in der Bibliothek des Wittenberger Predigerseminars.  =>Details

zur Verdeutlichung sind im 2. Bild die Buchstaben und Arabesken nachgemalt.
Dazu einige bemerkenswerte Fakten:

INTERPRETATION:
Die Kombination des repräsentativen Portraits und des (später so wichtigen) Mottos spricht dafür, daß Cranach im Auftrag des kurfürstlichen Hofes einen Medaillenentwurf gefertigt hat, der dann als Sekundärverwendung zur Vorlage für den Einbandstempel wurde.
Offen bleibt die Frage, ob das Motto für Friedrich damals nur einer unter mehreren möglichen "Leibsprüchen" war, oder ob der Kurfürst damals schon plante, diesen Spruch massiv für seine (religions-)politischen Ziele einzusetzen.

Friedrich der Weise veröffentlicht das Motto VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM

Bild: Tentzel: Tafel 2

FRID DVX SAX ELECT IMPER QVE LOCVM TE
NES GENERAL 
dazwischen die
sächsischen Wappen

Literatur: Grotemeyer

Friedrich Herzog
zu Sachsen Kurfürst und des Reiches Generalstatthalter
die Rückseite: 
Reichsadler und 
Titel Kaiser
Maximilians
zeigt in Verbindung mit dem Titel Generalstatthalter des Reiches, Friedrichs Bedeutung für Kaiser und Reich.

Friedrich war der erste deutsche Fürst neben Kaiser Maximilian, der Portraitmedaillen zu Repräsentationszwecken prägen ließ. Der sächsische Hofmaler Lukas Cranach lieferte die Entwürfe und Nürnberger Kunsthandwerker sollten die Medaillen herstellen.. Als Vermittler fungierte Anton Tucher. Dessen Korrespondenz mit dem kursächsischen Hof zeigt, daß die Entwicklung der notwendigen Technologie mehrere Jahre in Anspruch nahm.  Diese Verzögerung veranlaßte den Kurfürsten gleichzeitig Ulrich Ursenthaler in Innsbruck mit der Prägung zu beauftragen. Dieser lieferte 1512 die ersten repräsentativen Medaillen. Kurze Zeit später wurden auch in Nürnberg ähnliche Stücke hergestellt. Friedrich verschenkte diese Prägungen an Freunde, Politiker und Gelehrte.
 

Bild: Tetzel: Tafel 3

Eine weitere Medaille auf die Generalstatthalterwürde 1517
Text und Wappen ähnlich der vorigen Prägung. Neu sind die Buchstaben CCSN Crux Christi Salus Nostra (Christi Kreuz ist unser Heil)
Es ist nicht bekannt, ob dieses Motto schon den Einfluß von
Luthers Rechtfertigungslehre zeigt, oder ob der die Übereinstimmung nur zufällig ist. Jedenfalls paßt diese Devise gut zu Luthers Lehre; Friedrich verwendete das gleichschenklige Kreuz mit diesen vier Buchstaben auch auf Prägungen späterer Jahre.
Friedrich der Weise
Kupferstich von Albrecht Dürer 1524

Übersetzung der Inschrift:
Christus geweiht
Er hat Gottes Wort mit großer Frömmigkeit gefördert
würdig, ewig von der Nachwelt geehrt zu werden

Albrecht Dürer aus Nürnberg schuf dies für
Herrn Friedrich, Herzog zu Sachsen, des Heiligen Römischen Reiches
Erzmarschall und Kurfürst
.B.M.F.V.V.
1524

L: Ludolphy S20-21  Christensen S30-32

Der Stich diente der offiziellen Selbstdarstellung des Kurfürsten  (z.B. als Geschenk für Diplomaten); deshalb muß man davon ausgehen, daß auch der Text der Unterschrift mit dem sächsischen Hof abgestimmt war.
Schon Friedrichs Zeitgenossen hielten seine Unterstützung Luthers und die Förderung der Reformation für eine der wichtigsten Taten des Kurfürsten, obwohl diese Unterstützung offiziell gar nicht existierte. (Es war gefährlich, als Anhänger des von Papst und Kaiser verurteilten Ketzers zu gelten.) Wiederholt tauchten Gerüchte auf, man wolle Friedrich deshalb die Kurwürde nehmen.(Planitz) Die Formulierung "VERBUM DEI FAVEBAT "= "hat Gottes Wort gefördert" betont einerseits Friedrichs Engagement für Luthers Lehre und erlaubt gleichzeitig, gerade dieses Engagement abzustreiten.
VERBUM DEI FAVEBAT ist nicht nur eine diplomatische Umschreibung sondern eine treffende Beschreibung von Friedrichs Verhältnis zu Luthers. Man kann diese Formulierung auch als Zusammenfassung der folgenden Aussagen auffassen:

Friedrichs Stellung zu Luther: (Ausführlich siehe Ludolphy) Eigenschaften des Bibelzitats, die es als Motto geeignet machen: Man kann die Lehrunterschiede zwischen den Konfessionen (verkürzt) darstellen, indem man nur die unterschiedliche Wertung der Bibel betrachtet. Diese Wertung wird schon bei der Leipziger Disputation deutlich, wo Eck Luthers "sola Scriptura" sein
"auch die kirchlichen Traditionen" entgegensetzt.
Die Diskrepanzen und inneren Widersprüche zwischen kirchlicher und biblischer Lehre wurden (und werden bis heute) in der katholischen Kirche handhabbar gemacht, indem man sie ignoriert. Je weniger man in der Bibel liest, desto leichter fällt es, die Diskrepanzen zu übersehen.
Luther wählte einen anderen Weg, um mit den Widersprüchen umzugehen: Er fordert, diejenigen Traditionen, die der Schrift widersprechen, abzuschaffen und sich allein auf die Bibel zu berufen.

Friedrich nutzt die Inkonsequenz der katholischen Lehre, indem er ausgehend von der (katholischen) Überzugung, daß die Bibel (auch) Gottes Wort ist, sich auf dieses Wort beruft und mit dem Satz "VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM" gleichzeitig die lutherische Position (die sich allein auf das Wort Gottes beruft) stützt.

Zusammenfassung:
Mit diesem Motto gelingt es dem Kurfürsten, Luthers Position zu stützen, ohne die Gegenseite zu provozieren und ohne sich irgendeine Illoyalität gegenüber Kaiser und Kirche zuschulden kommen zu lassen.


Warum gerade dieses Motto?
Der Spruch bietet die oben erwähnten Vorteile:

und zusätzlich:

Anmerkungen
Friedrich der Weise, 1463-1525 Kurfürst von Sachsen seit 1486
wichtige Eigenschaften: Friedliebend, fromm, klug, zurückhaltend, geachtet.
Das wichtigste Ereignis (nicht nur aus heutiger Sicht) seiner Regierungszeit war die Reformation. Obwohl er sich nie offen zu Luther bekannte, schützte er ihn vor seinen Gegnern und unterstützte ihn auf vielerlei Weise.
L: Ludolphy
Ludolphy S.21 zitiert Peter Strieder mit folgender Auflösung:
Bene Merenti Fecit Vivus Vivo: Dem Hochverdienten schuf er es als Lebender dem Lebenden
Elector (lateinisch): Kurfürst
locum tenens generalis (lateinisch): Generalstatthalter.1507 hatte Kaiser Maimilian I den sächsischen Kurfürsten für die Zeit eines Italienfeldzuges zu seinem Stellvertreter (Statthalter) ernannt. Diesen Titel durfte Friedrich auch nach Maximilians Rückkehr behalten. L: Grotemeyer S143
Prägung in Nürnberg: Noch am 22.5.1522schreibt Friedrich an Tucher: Wir wern auch wol gemeynet gewest, die muntz hie im land fertigen zu lassen...so haben wir doch die sorge, dass unser muntzmeister mit derhlben muntz nit umgeen mag..
Briefe an Tucher Die Briefe des kursächsischen Hofes an Anton Tucher (+1524) liegen als Teil des Tucher-Archivs im Nürnberger Stadtarchiv. Desiderat: Herausgabe dieser Briefe L: Ehrenberg; Köstlin; Grotemeyer
Wappen:Kurwürde, Sachsen,ThüringenMarkgrafschaft Meißen,
Mark: Gewichtseinheit; Kölner Mark: ca. 234g; Nürnberger Mark ca.239g.
Guldengroschen: Bezeichnung für eine große Silbermünze, die dem Wert eines Gulden (Goldmünze) entsprach. Später wurde aus der Bezeichnung für die Joachimstaler Guldengroschen das Wort: TALER
Medaillenprägung: Zur Technik vgl. Habich Bd I S XIIIff
Schreckenberger: Sächsische Münzeinheit (benannt nach einem Silberfundort bei Annaberg); Wert: 1/7 Guldengroschen.
Anton Tucher: 1458-1524
Obwohl er seit 1507 vorderster Losunger (das entspricht etwa der Funktion eines regierenden Bürgermeisters) der freien Reichsstadt Nürnberg war, hatte er gleichzeitig die Funktion eines kursächsischen Geschäftsträgers oder Konsuls.
L: Grote S78 u.a.
Das Bild stammt aus dem Tucherbuch von 1592 im Besitz des Germ. Nationalmuseums Nürnberg

Desiderata
Wissenschaftliche Einleitung zu den Rechnungsbüchern von Hans Poser
Edition der Werke Spalatins
Neuedition von Manlius
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Wozu dient das Motto - Welche Inhalte vermittelt es? (Semantik)
ursprünglich (1522) hatte das Motto folgende Funktionen: Beispiel: Bücherverbrennung

Frauenprießnitz

Beispiele für diese Funktion sieht man auch in emblematischen Darstellungen als Fels oder Wehrturm:

bald kam als neue Bedeutung dazu:

später (ab dem 17. Jahrhundert) diente das Motto als Attribut
VDMIÆ steht oft auch als Anonymes Flugblatt 1630
Der Pavillon wird im Text als "Kirche" bezeichnet. Deren Fundament bilden die Worte:
#1 Verbum Domini Manet In Eternum Als Text für Beerdingungsansprachen (der gelegentlich auf Grabsteinen erscheint) geht es um Gustav König: Luthers Tod
darüber Devise im Schriftband

Flugschrift 1546 auf Luthers Tod: 

Bildunterschrift in 95496 Wirbenz:

Gottes Wort und Luthers Lehr verkündigte dahier
....Pfarrer Simon Zobel, dessen Bildnis einst von die-
sem Rahmen umschlossen war. Sein Bild verging doch das
Evangelium, das er verkündigte, bleibt in Ewigkeit.

Im Zusammenhang mit dem Augsburger Bekenntnis

Als Kanzelinschrift In Logos und in der Verwendung durch katholische Institutionen betont das Motto Gelegentlich ist es auch nur Einmalig dürfte dagegen die Bedeutung auf Kreußlers Titelblatt sein:

Die rot gedruckten Funktionen wurden (und werden) zeitweise auch von dem Motto EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT übernommen.