Ergebnisse
Diese Arbeit ist in erster Linie eine Materialsammlung, die dazu dienen
soll, Material für religionsgeschichtliche und kunstgeschichtliche
Untersuchungen über die Verwendung des Mottos Verbum domini
manet
in aeternum zur Verfügung zu stellen.
Auswahl solcher Fragestellungen:
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Wann und warum taucht das Motto auf?
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Wie hat es sich ausgebreitet?
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Wie hat sich die Verwendung des Mottos im Lauf der Zeit geändert?
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Gibt es regionale Unterschiede?
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Wie präsent ist das Motto heute?
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Inwieweit wurde das Motto inhaltlich reflektiert?
Kurzantwort: Der Begriff "ewig" wird im Zusammenhang
mit dem Motto nicht reflektiert. Daß die Bibel Gottes Wort ist,
war
unumstritten. Unterschiedliche Auffassungen gab es zu der Frage : Gibt
es weitere Offenbarungen, die unter diesen Begriff fallen?
Für
die katholische Kirche waren die Konzilsentscheidungen und Traditionen
der Kirche ebenso Gottes Wort. Manche Schwärmer bezogen den
Begriff
auf ihre privaten Visionen und Offenbarungen.Im Gegensatz dazu ist
für
Luther nur die Bibel (sola scriptura) Gottes Wort.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß das
Motto bald auch auf Luthers Lehre und die CA angewendet wurde. (Gottes
Wort und Luthers Lehr, vergehen nun und nimmermehr)
- Wie wird das Motto im katholischen
Bereich
aufgenommen?
-
Welche Medien dienen zur Verbreitung des Mottos?
Antwort:
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Häufige Medien: Hofkleidung (Nur im 16. Jhdt; Nur
in
Sachsen und Hessen), Münzen und Medaillen, Hausinschriften,
Kanzelinschriften;
Glocken, Bucheinbände, Lieder, Graphik, Bilder, Spruchkarten,
Frontispize
-
Seltener: Fahnen, Waffen, Wappen (nur in
Braunschweig), Grabsteine,
Denkmäler, Logos von Firmen und Institutionen
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Exotisch: Leuchter, Taufbecken, Abendmahlsgerät,
Lebkuchenmodel,
Möbel, Ofenkacheln, Bierkrüge, Hundehalsband usw.
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Wozu dient das Motto? Welche Inhalte
vermittelt
es? (Semantik)
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Welche Unterschiede in der Benutzung des Mottos sind auf die
Unterschiedlichkeit
der verwendeten Medien zurückzuführen?
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Wie verhält sich das Motto zu verwandten Devisen? (Erhalt
uns Herr bei Deinem Wort; Herr laß bei uns dein
göttlich
Licht in Ewigkeit verlöschen nicht)
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Wie verhält es sich zu der anderen protestantischen Devise: "Ein
feste
Burg ist unser Gott"?
Kurzantwort: "Ein feste Burg.." hat "VDMIAE" zwischen
1817 und 1945 auf den zweiten Platz verdrängt.
- Welche Variationen des Themas existieren?
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Wie wird der Inhalt bildlich dargestellt (Emblematik)?
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Welche anderen Inhalte (Texte, Bilder) finden sich gehäuft auf
Darstellungen,
die unser Motto zeigen.
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Welche Bibelstellen werden mit dem Motto identifiziert?
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Gibt es andere Dinge, von denen behauptet wird, daß sie ewig
bleiben?
<Liebe, Reich Gottes ...>
-
Wie gelingt es, in Anbetracht des SOLA-SCRIPTURA-Prinzips die
Ewigkeitsverheißung
des Mottos von der Bibel auf die protestantische Lehre zu
verallgemeinern?
(Gottes Wort und Luthers Lehr ....)
Die fett gedruckten Fragestellungen habe ich selbst bearbeitet:
Wann und warum taucht das Motto auf?
Das Auftauchen der Devise 1522
Verschiedene Bibelstellen belegen,
daß Gottes Wort ewig bleibt.
Manlius berichtet, wie sich Friedrich
der Weise für diese Devise entschied.
Seit 1522 verbreitet sich das
Motto: VERBVM DOMINI MANET IN ÆTERNVM explosionsartig.
Früheste Belege:
Friedrich der Weise und
die Wahl des Mottos als diplomatische Meisterleistung (Warum gerade
dieses Motto?)
Die biblische Grundlage
Die Aussage "Gottes Wort bleibt ewig" findet sich an verschiedenen
Stellen der Bibel.
Bibeltexte |
Lutherbibel 1912 |
Altes Testament: Biblia cum
summariorum apparatu
pleno quadruplicique repertorio insigniata... Gedruckt 1519 bei
Mareschal in Lugdunum (Lyon)
Neues Testament: Zweisprachige NT-Ausgabe des Erasmus;
Basel
1516. |
Ps 119,89 |
Herr, dein Wort bleibt ewiglich, soweit der Himmel ist; |
In eternuz dne vbum tuu pmanet
i celo |
Jes 40,8 |
Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; aber das Wort unseres
Gottes
bleibt ewiglich. |
Exiccatumest fenum T cecidit flos
verbuz autem
domini manet in eternum.
Am Rand:
Eccl.
14c
Jaco
1b
1.Pe
1d
handschriftlich: vm dni manet
in eternum |
Mt 24,35 |
Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden
nicht vergehen. |
coelum & terra transibunt, uerba autem mea non
præeteribunt |
Mk 13,31 |
Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden
nicht vergehen. |
coelum & terra praeteribunt, sed uerba mea non
transibut |
Lk 21,33 |
Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen
nicht. |
coelum & terra transibunt, uerba autem mea non transibunt. |
1. Petr 1,23+25 |
..aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewig bleibt.
.."..Das Gras ist verdorrt und die Blume ist abgefallen, aber des Herrn
Wort bleibt in Ewigkeit."
Das ist aber das Wort, welches unter euch verkündigt ist. |
sed ex imortali p uerbu uiuetis dei
& manetis
i æternu...
Exaruit gramen, & flos decidit. At uerbu dni
manet in æternu.
Eccl.14chandschriftlich:
vm domini manet in aeternum
Jaco 1b |
Überstriche (meist als Abkürzungszeichen)
werden
durch Unterstriche gekennzeichnet
Der Bericht des Manlius
1562
Die älteren Autoren beziehen sich bei der Behandlung des Mottos
fast alle auf folgenden Bericht des Manlius
Locorum communium
collectanea
1562: Seite 290
Duces Saxoniæ illud ursurparunt: Verbum Domini manet in
æternum.
Initio autem electum fuit a duce Friderico, hoc pacto: Cum
iußisset
dominus Spalatinum colligere aliquot bona dicta ex multis, queæ
ille
conscripserat, hoc unicum elegit.
Idem symbolum Verbum Domini manet in æternum, usurpauit
Georgius
Marchio Brandenburgensis: quot quadiu uixit, seruauit.
Die Fürsten von Sachsen verwendeten folgendes <Motto>:
Verbum Domini manet in aeternum. Folgendermaßen entschied sich
Herzog
Friedrich <der Weise> für dieses Motto: Der Herrscher befahl
Spalatin
eine Sammlung von vielen guten Sprüchen anzulegen und wählte
dann aus den vielen, die dieser aufgeschrieben hatte diesen einen aus.
Dasselbe Motto übernahm auch Markgraf Georg <der Fromme>
von Brandenburg und bewahrte es sein Leben lang.
["initio..." diese Version des Manlius wird zwar oft zitiert,
aber Manlius gibt keine Quelle für diesen Bericht an. Auch sonst
kenne
ich keine Quelle, die diesen Bericht stützen würde. Dennnoch
paßt die Erzählung so gut zu den beteiligten Personen,
daß
sie entweder wahr oder zumindest gut erfunden ist. "Markgraf Georg"
Auch
hier fehlen Belege.
1522 wurde das Motto schlagartig zur Devise der
Anhänger
Luthers.
In diesem Jahr ließ Friedrich das Motto auf Hofuniformen und
aufnähen (bzw. aufsticken) und auf Münzen prägen, die er
auf dem Nürnberger Reichstag verteilen ließ. =>Details
In den nächsten Jahren verbreitete sich das Motto so sehr,
daß
es zeitweise fast allgegenwärtig war. Mit dieser Devise wurden
Häuser,
Waffen, Kanzeln, Glocken, Fahnen, ja sogar Bierkrüge und
Hundehalsbänder
geschmückt.
Man predigte über diesen Text und ließ
Abhandlungen
drucken. Das Motto erscheint auf den Titelbildern von
unterschiedlichsten
Veröffentlichungen (Bibel, Luthers Werke, politische und
militärische
Texte) sowie auf Bucheinbänden. In vielen Bibeln des 16.
Jahrhunderts
findet sich das Motto entweder als handschriftlicher Randvermerk oder
die
entsprechenden Stellen sind zumindestens unterstrichen.
Aber schon 1520 erscheint
VDMIE erstmals auf einem medaillenförmigen
Einbandstempel
eines Buches in der Bibliothek des Wittenberger Predigerseminars.
=>Details
zur Verdeutlichung sind im 2. Bild die Buchstaben und
Arabesken nachgemalt.
Dazu einige bemerkenswerte Fakten:
-
Der Einband ist auf 1520 datiert. Eine falsche Datierung ist
unwahrscheinlich.
-
Das Motto wird Friedrich dem Weisen zugeordnet und zwar ganz
ähnlich
wie auf den Münzen 1522
Da der Entwurf der Münzen von Cranach stammt, ist dies auch
für
den Einbandstempel anzunehmen.
- Es gibt eine Verbindung zu Luther. (Zu dem Friedrich-Stempel
gehört
ein entsprechender Luther-Stempel)
-
Das Auftreten des Mottos ist singulär. (Vor 1522 ist mir kein
weiteres
Vorkommen bekannt.)
INTERPRETATION:
Die Kombination des repräsentativen Portraits und des (später
so wichtigen) Mottos spricht dafür, daß Cranach im Auftrag
des
kurfürstlichen Hofes einen Medaillenentwurf gefertigt hat, der
dann
als Sekundärverwendung zur Vorlage für den Einbandstempel
wurde.
Offen bleibt die Frage, ob das Motto für Friedrich damals nur
einer unter mehreren möglichen "Leibsprüchen" war, oder ob
der
Kurfürst damals schon plante, diesen Spruch massiv für seine
(religions-)politischen Ziele einzusetzen.
Friedrich
der Weise veröffentlicht das
Motto
VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM
Friedrich war der erste deutsche Fürst neben Kaiser Maximilian,
der Portraitmedaillen zu Repräsentationszwecken prägen
ließ.
Der sächsische Hofmaler Lukas Cranach lieferte die Entwürfe
und
Nürnberger Kunsthandwerker sollten die Medaillen herstellen.. Als
Vermittler fungierte Anton Tucher. Dessen
Korrespondenz mit dem kursächsischen Hof zeigt, daß die
Entwicklung
der notwendigen Technologie mehrere Jahre in Anspruch nahm.
Diese
Verzögerung veranlaßte den Kurfürsten gleichzeitig
Ulrich
Ursenthaler in Innsbruck mit der Prägung zu beauftragen. Dieser
lieferte
1512 die ersten repräsentativen Medaillen. Kurze Zeit später
wurden auch in Nürnberg ähnliche Stücke hergestellt.
Friedrich
verschenkte diese Prägungen an Freunde, Politiker und Gelehrte.
Bild: Tetzel: Tafel 3 |
Eine weitere Medaille auf die Generalstatthalterwürde
1517
Text und Wappen ähnlich der vorigen
Prägung. Neu sind die Buchstaben CCSN
Crux Christi Salus Nostra (Christi Kreuz ist unser Heil)
Es ist nicht bekannt, ob dieses Motto schon den Einfluß von
Luthers Rechtfertigungslehre zeigt, oder ob der die
Übereinstimmung
nur zufällig ist. Jedenfalls paßt diese Devise gut zu
Luthers
Lehre; Friedrich verwendete das
gleichschenklige
Kreuz mit diesen vier Buchstaben auch auf Prägungen späterer
Jahre. |
|
Friedrich der Weise
Kupferstich von Albrecht Dürer 1524
Übersetzung der Inschrift:
Christus geweiht
Er hat Gottes Wort mit großer Frömmigkeit
gefördert
würdig, ewig von der Nachwelt geehrt zu werden
Albrecht Dürer aus Nürnberg schuf dies für
Herrn Friedrich, Herzog zu Sachsen, des Heiligen
Römischen
Reiches
Erzmarschall und Kurfürst
.B.M.F.V.V.
1524
L: Ludolphy
S20-21 Christensen S30-32
|
Der Stich diente der offiziellen Selbstdarstellung des
Kurfürsten
(z.B. als Geschenk für Diplomaten); deshalb muß man davon
ausgehen,
daß auch der Text der Unterschrift mit dem sächsischen Hof
abgestimmt
war.
Schon Friedrichs Zeitgenossen hielten seine Unterstützung Luthers
und die Förderung der Reformation für eine der wichtigsten
Taten
des Kurfürsten, obwohl diese Unterstützung offiziell gar
nicht
existierte. (Es war gefährlich, als Anhänger des von Papst
und
Kaiser verurteilten Ketzers zu gelten.) Wiederholt tauchten
Gerüchte
auf, man wolle Friedrich deshalb die Kurwürde nehmen.(Planitz)
Die Formulierung "VERBUM DEI FAVEBAT "=
"hat
Gottes Wort gefördert" betont einerseits Friedrichs
Engagement
für Luthers Lehre und erlaubt gleichzeitig, gerade dieses
Engagement
abzustreiten.
VERBUM DEI FAVEBAT ist nicht nur eine diplomatische Umschreibung
sondern eine treffende Beschreibung von Friedrichs
Verhältnis
zu Luthers. Man kann diese Formulierung auch als Zusammenfassung der
folgenden
Aussagen auffassen:
-
Friedrich las gerne in der Bibel
-
Er unterstützte Luther, weil dieser Gottes Wort
verkündigte
-
Er unterstützte Luther nur insoweit, wie
dieser
Gottes Wort verkündigte. (Andere Aktivitäten wie z.B. Polemik
gegen andere Fürsten lehnte Friedrich ab.)
-
Damit übernimmt der Kurfürst eines der konstitutiven Motive
der
Reformation das sola scriptura (=allein die Schrift) Prinzip.
Dieses
Prinzip wurde von katholischer Seite (z.B. von Dr. Eck in der Leipziger
Disputation 1519) abgelehnt.
Friedrichs Stellung zu Luther: (Ausführlich
siehe
Ludolphy)
-
Friedrich war ein frommer Fürst d.h. er wollte den Willen Gottes
tun.
-
Er wagte nicht, als Laie darüber zu entscheiden, ob Luther oder
die
Kirche recht hatte. Deshalb wollte er weder öffentlich zu Luther
stehen,
noch ihn seinen Gegnern ausliefern.
-
Er war loyal d.h. er wollte nicht gegen Reichsgesetze und kaiserliche
Gebote
verstoßen.
-
Er war ein Meister im politischen Taktieren d.h. wenn er sich nicht
festlegen
wollte, fand er meist eine Möglichkeit, solche Festlegungen zu
vermeiden.
-
Er vermied Provokationen und Konfrontationen
Eigenschaften des Bibelzitats, die es als Motto geeignet machen:
-
Es ist kurz (Wichtig für Texte, die auf Münzen
geprägt
und auf Textilien aufgestickt werden sollen)
-
Es steht mehrfach in der Bibel (Als Bibelzitat entstammt es
der
Schnittmenge katholischer und lutherischer Lehre.)
Man kann die Lehrunterschiede zwischen den Konfessionen (verkürzt)
darstellen, indem man nur die unterschiedliche Wertung der Bibel
betrachtet.
Diese Wertung wird schon bei der Leipziger Disputation deutlich, wo Eck
Luthers "sola Scriptura" sein
"auch die kirchlichen Traditionen" entgegensetzt.
Die Diskrepanzen und inneren Widersprüche zwischen kirchlicher
und biblischer Lehre wurden (und werden bis heute) in der katholischen
Kirche handhabbar gemacht, indem man sie ignoriert. Je weniger man in
der
Bibel liest, desto leichter fällt es, die Diskrepanzen zu
übersehen.
Luther wählte einen anderen Weg, um mit den Widersprüchen
umzugehen: Er fordert, diejenigen Traditionen, die der Schrift
widersprechen,
abzuschaffen und sich allein auf die Bibel zu berufen.
Friedrich nutzt die Inkonsequenz der katholischen Lehre, indem er
ausgehend
von der (katholischen) Überzugung, daß die Bibel (auch)
Gottes
Wort ist, sich auf dieses Wort beruft und mit dem Satz "VERBUM DOMINI
MANET
IN AETERNUM" gleichzeitig die lutherische Position (die sich allein auf
das Wort Gottes beruft) stützt.
Zusammenfassung:
Mit diesem Motto gelingt es dem Kurfürsten, Luthers Position zu
stützen, ohne die Gegenseite zu provozieren und ohne sich
irgendeine
Illoyalität gegenüber Kaiser und Kirche zuschulden kommen zu
lassen.
Warum gerade dieses Motto?
Der Spruch bietet die oben erwähnten
Vorteile:
-
Die Stellungnahme für Luther ist zwar offensichtlich, aber dennoch
so formuliert, daß man eine Unterstützung des Ketzers nicht
nachweisen kann.
-
Ein zentrales Anliegen der Reformation, das Schriftprinzip wird
unterstützt.
-
Er passt gut zu der diplomatischen Fiktion, daß Friedrich nicht
Luther,
sondern Gottes Wort fördert.
und zusätzlich:
-
Er ist kurz (Wichtig für die Darstellung auf Münzen)
-
Inhalt und Form passen zusammen. (Ein Bibelspruch, der den Wert
biblischer
Aussagen betont)
-
Keiner darf diesen Spruch ablehnen (schließlich steht er in der
Bibel,
ist somit Gottes Wort und bleibt ewig)
Biblischer Bezug: Jes. 40,8 (1Petr 2,5; Ps 119,89; und ähnlich
Mt 24,35 Mk 13,31 Lk 21,33)
- Man kann ihn wahlweise auf Luthers Lehre oder auf seine
Bibelübersetzung
beziehen (1522!)
-
Er ermutigt die Freunde: Ihr braucht keine Angst zu haben, Gottes Wort
(=Luthers Lehre) wird nicht untergehen.
-
Er warnt die Gegner: Wenn ihr Luher angreift, laßt ihr euch in
einen
aussichtslosen Kampf gegen Gottes Wort ein.
Anmerkungen
Friedrich der Weise,
1463-1525
Kurfürst von Sachsen seit 1486
wichtige Eigenschaften: Friedliebend, fromm, klug, zurückhaltend,
geachtet.
Das wichtigste Ereignis (nicht nur aus heutiger Sicht) seiner
Regierungszeit
war die Reformation. Obwohl er sich nie offen zu Luther bekannte,
schützte
er ihn vor seinen Gegnern und unterstützte ihn auf vielerlei
Weise.
L: Ludolphy
Ludolphy
S.21 zitiert Peter Strieder mit folgender Auflösung:
Bene Merenti Fecit
Vivus
Vivo:
Dem Hochverdienten schuf er es als Lebender dem Lebenden
Elector
(lateinisch):
Kurfürst
locum tenens generalis
(lateinisch): Generalstatthalter.1507 hatte Kaiser Maimilian I den
sächsischen
Kurfürsten für die Zeit eines Italienfeldzuges zu seinem
Stellvertreter
(Statthalter) ernannt. Diesen Titel durfte Friedrich auch nach
Maximilians
Rückkehr behalten. L: Grotemeyer
S143
Prägung in Nürnberg: Noch am
22.5.1522schreibt
Friedrich an Tucher:
Wir wern auch wol gemeynet gewest, die muntz hie
im land fertigen zu lassen...so haben wir doch die sorge, dass unser
muntzmeister
mit derhlben muntz nit umgeen mag..
Briefe an Tucher Die Briefe des
kursächsischen
Hofes an Anton Tucher (+1524) liegen als Teil des Tucher-Archivs im
Nürnberger
Stadtarchiv. Desiderat: Herausgabe dieser
Briefe L:
Ehrenberg;
Köstlin;
Grotemeyer
Wappen:Kurwürde, Sachsen,ThüringenMarkgrafschaft
Meißen,
Mark: Gewichtseinheit; Kölner Mark:
ca. 234g; Nürnberger Mark ca.239g.
Guldengroschen: Bezeichnung
für eine große Silbermünze, die dem Wert eines Gulden
(Goldmünze)
entsprach. Später wurde aus der Bezeichnung für die Joachimstaler
Guldengroschen das Wort: TALER
Medaillenprägung: Zur
Technik
vgl. Habich Bd I S XIIIff
Schreckenberger: Sächsische
Münzeinheit (benannt nach einem Silberfundort bei Annaberg); Wert:
1/7 Guldengroschen.
Anton
Tucher: 1458-1524
Obwohl er seit 1507 vorderster Losunger (das entspricht etwa der
Funktion
eines regierenden Bürgermeisters) der freien Reichsstadt
Nürnberg
war, hatte er gleichzeitig die Funktion eines kursächsischen
Geschäftsträgers
oder Konsuls.
L: Grote S78 u.a.
Das Bild stammt aus dem Tucherbuch von 1592 im Besitz
des Germ. Nationalmuseums Nürnberg
Desiderata
Wissenschaftliche Einleitung zu den Rechnungsbüchern von Hans
Poser
Edition der Werke Spalatins
Neuedition von Manlius
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Wozu dient das Motto - Welche Inhalte vermittelt es?
(Semantik)
ursprünglich (1522) hatte das Motto folgende Funktionen:
-
Persönliches Motto (Leibspruch) des Kurfürsten. <ILLE
DEI VERBVM MAGNA PIETATE FAVEBAT steht unter Dürers Portrait von
Friedrich>
Wobei offen bleibt , was Friedrich unter "Gottes Wort" nur die Bibel
oder
auch Luthers Lehre versteht. Vermutlich sollte das Motto beides
verknüpfen:
Friedrich unterstützt Luthers Lehre soweit diese sich mit Goittes
Wort deckt.
-
Stärkung der SOLA-SCRIPTURA-Idee
-
Ermunterung von Luthers Anhängern:
Alle
gegnerischen Angriffe können dem Wort Gottes nichts anhaben.
Beispiel: Bücherverbrennung
Insofern hat der Spruch dieselbe Funktion wie SI DEUS PRO NOBIS
QUIS CONTRA NOS (ein anderer bei vielen Fürsten beliebter
Leibspruch).
Diese Funktion findet sich noch im 20. Jahrhundert. (Beispiele: 3.
Reich:
Das Motto am Ende der Barmer Erklärung / DDR: VDMIÆ nur
für
den Pfarrer sichtbar in der Kirche von Frauenprießnitz.).
Frauenprießnitz
Beispiele für diese Funktion sieht man auch in emblematischen
Darstellungen als Fels oder Wehrturm:
bald kam als neue Bedeutung dazu:
-
Ich bin lutherisch
-
Ich habe recht (meine Lehre ist
biblisch)
später (ab dem 17. Jahrhundert) diente das Motto als Attribut
-
Luthers
-
der lutherischen Fürsten
-
Bonifatius (ab 1842)
VDMIÆ steht oft auch als
-
Chiffre für "Gottes Wort" (Besonders in emblematischen
Darstellungen)
Anonymes Flugblatt
1630
Der Pavillon wird im Text als "Kirche" bezeichnet. Deren Fundament
bilden die Worte:
#1 Verbum Domini Manet In Eternum
-
insbesondere wird häufig ein Buch durch diese Buchstaben als Bibel
gekennzeichnet.
Als Text für Beerdingungsansprachen (der gelegentlich auf Grabsteinen
erscheint) geht es um
-
Den Unterschied zwischen Vergänglichem und Ewigem
-
Sonderfall: Beim Tod eines Gottesboten (speziell: Luthers) wird
betont,
daß die Botschaft nicht mit dem Tod des Boten endet.
Gustav König: Luthers Tod
darüber Devise im Schriftband
Flugschrift 1546 auf Luthers Tod:
Bildunterschrift in 95496 Wirbenz:
Gottes Wort und Luthers Lehr verkündigte dahier
....Pfarrer Simon Zobel, dessen Bildnis einst von die-
sem Rahmen umschlossen war. Sein Bild verging doch das
Evangelium, das er verkündigte, bleibt in Ewigkeit.
Im Zusammenhang mit dem Augsburger Bekenntnis
Als Kanzelinschrift
-
betont das Motto die Bedeutung der Wortverkündigung im
Gottesdienst
(analog der architektonischen Intention des evangelischen Kanzelaltars)
-
erinnert der Spruch den Prediger daran, daß er nicht eigene
Weisheit,
sondern Gottes Wort zu verkündigen hat.
In Logos und in der Verwendung durch katholische
Institutionen betont das Motto
-
den hohen Stellenwert, den Gottes Wort in der jeweiligen Institution
spielen
soll
Gelegentlich ist es auch nur
-
ein Zeichen der Pflege von Tradition und
lutherischer
Folklore
Einmalig dürfte dagegen die Bedeutung auf Kreußlers
Titelblatt sein:
-
Dies ist eine
Reformationsgedächtnismünze
Die rot gedruckten Funktionen wurden (und
werden)
zeitweise auch von dem Motto EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT
übernommen.