Der Bucheinband ist mit 2 Medaillenstempeln verziert.
Der eine zeigt Friedrich den Weisen mit der Umschrift VDMIE, der andere Luther mit der Bezeichnung: ECCLESIASTES |
Im Katalog Kunst
der Reformationszeit
weist Konrad von Rabenau schon 1983 auf einen Bucheinband in der
Bibliothek
des Predigerseminars Wittenberg hin.
Katalognummer E50.2; Signatur G70 <nicht 670 wie in dem Katalog irrtümlich angegeben> , Titel: Sabellicu Rapsodia Historiarum. Posterior pars gedruckt 1517 in Paris bei Jean Petit & Josse Bade Ein Vermerk auf dem Titelblatt besagt, daß das Buch 1520 gebunden wurde. (Allerdings wurde dieser Hinweis meines Wissens von der VDMIAE- Forschung bisher nicht beachtet) Die Datierung des Bandes scheint eindeutig. Es ist auch kein Anlass für eine falsche Datierung bekannt. Dennoch halte ich es für sinnvoll, alle Argumente zu prüfen, die für oder gegen diese Datierung sprechen. Rabenau schließt aus dem engen Zusammenhang der Medaillenstempel mit dem kursächsischen Hof auf einen Wittenberger Buchbinder. Dieser Argumentation ist einleuchtend, obwohl einige der verwendeten Motive (Lutherportrait, Friedrichportrait, Titel: ECCLESIASTES auch auf Nürnberger Medaillen vorkommen) |
Vorderdeckel
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![]() Friedrich Fr. Luther Luther |
Rückendeckel
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![]() Luther Fr. Luther Friedrich |
![]() V~D~M~I~E~~F~D~S die letzten 3 Buchstaben sind kaum zu entziffern Friedrich Dux Saxoniae |
![]() MARTINNVS·LVTHER·ECLSIK beide N in MARTINNVS sind seitenverkehrt Durchmesser 2,6cm |
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Ähnliche Medaillenstempel (allerdings ohne das Motto) Durchmesser 2,9cm zeigt ein Band der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Signatur: A: 94 Theol. Johannes Bugenhagen: In librum Psalmorum interpretatio
Drucker: Josef Klug Wittenberg 1526
Der Einband ist datiert: 1524 ![]() ![]() © => ![]() FRIDERICVS *DVX*SAXANIE* MARTINVS * LVTHER * ECLSIA * |
![]() ![]() |
DOC MAR LV. IN SILEN ClO ET SPE [E]RIT FORTITVDO VESTRA Eingebunden ist Luthers Handexemplar seiner Psalmenausgabe von 1513. Von wann ist der Einband? Dieser Portraittyp wurde erst nach 1526 verwendet. |
Rätsel ? Antworten und Hinweise an kohleraichig@gmx.de |
? Wo kommt dieser Einbandstempel sonst noch vor? ? Wo kommen sonst noch runde Plattenstempel (Medaillenstempel) auf Bucheinbänden vor? ? Gibt es weitere frühe (vor 1522) Beispiele für paarweise Portraits von Luther und Friedrich? |
TITELBLATT
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Folgender Eintrag auf dem Titelblatt
scheint
eindeutig zu sein:
emptus aureo ·|· et
gekauft für 1 Gulden und 5 Groschen.
|
Die Datierung dieses Bandes ist ein kritischer Punkt der vorliegenden Arbeit. Deshalb gehe ich so ausführlich darauf ein. | Folgende 3 Punkte werden untersucht
|
Die Motive der Medaillenstempel
|
Die Stempel gehören offensichtlich zusammen, sind
demnach auch
gleichzeitig
entstanden. |
Lutherportrait mit Doktorhut
Die älteste Darstellung Luthers mit Doktorhut stammt aus
dem Jahr
1519. (Es ist die älteste bekannte Lutherdarstellung
überhaupt.)
|
![]() Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Signatur: M: Li 5530 Slg. Hardt (19, 203)
© => ![]() L: Cranachs Luther S9 |
![]() L: Cranachs Luther S40 |
Auch eine Medaille von 1520 im Stil des Hans Schwarz zeigt
Luther mit
Doktorhut.
Umschrift VS: DOCTOR·MARTINVS·LVTHERVS·ECCLES·WITTENB RS: ·OB· / SERVATAM·ET / RESTITVTA·REM / PVBLICAM·VINDI / CATAMQVE·LIBER / TATEM·CHRISTIA / ·ANNO ·M·DXX· / ·F·F· ![]() ![]() Habich Nr. 293 Tafel XXXVI Abb8 Spätere Prägungen übernehmen Motiv und
Umschrift. z.B.
1525/26
|
Die Bezeichnung
ECCLESIASTES = Prediger für Luther findet sich 1520 außer auf dem Einbandstempel auch auf der Luthermedaille. 1521 kenne ich kein Beispiel für diese Bezeichnung. |
1522 verteidigt sich Luther in seiner Schrift: "Wider den falsch genannten geistlichen Stand des Papsts und der Bischöfe" (WA 10,2 S105) gegen Gegner, die die Berechtigung des Titels Ecclesiastes ablehnen. In der Folgezeit verwendet Luther diesen Titel häufig als Selbstbezeichnung. |
Portrait Friedrichs
![]() Dieses Portrait ist ansonsten erst bei den Münzen von 1522 bezeugt. ![]() |
Es existiert eine ikonographische
Abhängigkeit
zu Medaillen von Hans Schwarz (bzw. in seinem Stil) auf andere Personen:
Diese undatierten Medaillen stammen aus der Zeit von
1519-1523.
Georg
Raidloch
Ulrich
v. Rappoltstein |
VDMIE | Aus der Tatsache, daß das Motto in Abkürzungen
vorliegt,
darf man nicht schließen, daß das Motto schon vorher
bekannt
gewesen sein muß.
Auch andere Wahlsprüche werden schon bei ihrem ersten Erscheinen abgekürzt. Z.B. CCSN crux Christi salus nostra (1517) |
FDS | Der Titel FRIDERICUS DUX SAXONIAE wird spätestens seid 1507 auf Medaillen verwendet. |
Über Provenienz des Bandes scheinen die handschriftlichen Eintragungen wenig auszusagen. Dennoch habe ich sie hier abgebildet und soweit es mir möglich war entziffert. Es handelt sich allerdings hierbei wirklich nur um amateurhafte Entzifferungsversuche und nicht um eine wissenschaftliche Textausgabe. | Als die Universität Wittenberg nach Halle verlegt wurde, übernahm das Predigerseminar Wittenberg die theologischen Altbestände der Universitätsbibliothek. |
SPIEGEL VORN
73az Struis cugeffit
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VORDERES VORSATZBLATT(Rückseite)
Edets Pont
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TITELBLATT (unten)
..weder ...... .ü.i..e Im Wappenschild:
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LETZTES BLATT (Rückseite)
1517 Reverendissimus dominus doctor, Martinus Lutherus cepit, praedicare, contra Idolomariam pontificis Romani, & indulgsbas vidinas impenderissias, & g papatu Romanu a diabolo inientiim |
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HINTERES VORSATZBLATT(Vorderseite)
Anno 1555 P xa xxaxx ---------------------- Anno domini MDXVII mirando anno ipse accepto die salutis |
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Weitere Vorkommen dieser Medaillenstempel
dieselben Stempel finden sich in der Staatsbibliothek München: Hinweis zur Provenienz: Eingeklebt: Exlibris
des Passauer
Augustinerchorherrenstiftes St. Nikola unter Propst Franz Jans Allerdings wurde der Lutherstempel nachbearbeitet. |
Haebler (2,225, IV und V)
kennt
die Stempel von einem Band
der
Staatsbibliothek München. Signatur: ESl/4 A.gr.b.671 Theodorus Gaza: Introductio grammatica libri IV. Basilea, 1523 In Haeblers Beschreibung fehlen die Buchstaben F D S auf dem Friedrich-Stempel. ![]() |