Es gibt einen einzigen Beleg für die Verwendung des Mottos vor 1522:
Der 1520 datierte Wittenberger Bucheinband
Der Bucheinband ist mit 2 Medaillenstempeln verziert. 
Der eine zeigt Friedrich den Weisen mit der Umschrift VDMIE,
der andere Luther mit der Bezeichnung: 
ECCLESIASTES
Im Katalog  Kunst der Reformationszeit weist Konrad von Rabenau schon 1983 auf einen Bucheinband in der Bibliothek des Predigerseminars Wittenberg hin. 
Katalognummer E50.2; Signatur G70 <nicht 670 wie in dem Katalog irrtümlich angegeben> , Titel: Sabellicu Rapsodia Historiarum. Posterior pars gedruckt 1517 in Paris bei Jean Petit  & Josse Bade 
Ein Vermerk auf dem Titelblatt besagt, daß das Buch 1520 gebunden wurde. 
(Allerdings wurde dieser Hinweis meines Wissens von der VDMIAE- Forschung bisher nicht beachtet) 
Die Datierung des Bandes scheint eindeutig. Es ist auch kein Anlass für eine falsche Datierung bekannt. Dennoch halte ich es für sinnvoll, alle Argumente zu prüfen, die für oder gegen diese Datierung sprechen.
Rabenau schließt aus dem engen Zusammenhang der Medaillenstempel mit dem kursächsischen Hof auf einen Wittenberger Buchbinder.
Dieser Argumentation ist einleuchtend, obwohl einige der verwendeten Motive (Lutherportrait, Friedrichportrait, Titel: ECCLESIASTES auch auf Nürnberger Medaillen vorkommen)
Vorderdeckel 

  Friedrich
Fr.  Luther
  Luther
Rückendeckel 

   Luther
Fr.    Luther
   Friedrich

V~D~M~I~E~~F~D~S 
die letzten 3 Buchstaben sind kaum zu entziffern
Friedrich Dux Saxoniae

MARTINNVS·LVTHER·ECLSIK
beide N in MARTINNVS sind seitenverkehrt
Durchmesser 2,6cm
© => Ähnliche Medaillenstempel (allerdings ohne das Motto) Durchmesser 2,9cm
zeigt ein Band der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel.
Signatur: A: 94 Theol.
Johannes Bugenhagen: In librum Psalmorum interpretatio
Drucker: Josef Klug Wittenberg 1526

Der Einband ist datiert: 1524

© =>
FRIDERICVS *DVX*SAXANIE*       MARTINVS * LVTHER * ECLSIA *
Durchmesser 4 cm
DOC MAR LV. IN SILEN ClO ET SPE [E]RIT FORTITVDO VESTRA

Eingebunden ist Luthers Handexemplar seiner Psalmenausgabe von 1513.
Von wann ist der Einband? Dieser Portraittyp wurde erst nach 1526 verwendet.
Rätsel
?

Antworten und
Hinweise an

 kohleraichig@gmx.de
? Wo kommt dieser Einbandstempel sonst noch vor?
? Wo kommen sonst noch runde Plattenstempel (Medaillenstempel) auf Bucheinbänden vor?
? Gibt es weitere frühe (vor 1522) Beispiele für paarweise Portraits von Luther und Friedrich?
TITELBLATT 
Folgender Eintrag auf dem Titelblatt scheint eindeutig zu sein:

emptus aureo ·|· et
V. 8f       Compaginatius
groffs Vii    .     M
                      D. XX.

gekauft für 1 Gulden und 5 Groschen.
gebunden für 7 Groschen 1520

Die Datierung dieses Bandes ist ein kritischer Punkt der vorliegenden Arbeit. Deshalb gehe ich so ausführlich darauf ein.  Folgende 3 Punkte werden untersucht 
  • Die Motive, die in den Stempeln verwendet werden
    • Ergebnis: Es gibt keine stichhaltigen Gründe, die gegen die Datierung 1520 sprechen. Hiermit ist dieser Einbandstempel tatsächlich der älteste Beleg für die Verwendung von VDMIE. 
  • Provenienz des Bandes:
    • Ergebnis: Keine für die Datierung relevanten Fakten
  • Weitere Vorkommen der Stempel: 
    • Ergebnis: Keine für die Datierung relevanten Fakten
Die Motive der Medaillenstempel
  • Lutherportrait mit Doktorhut
  • ECCLESIASTES
  • Friedrichportrait mit Klappmütze
  • VDMIE
  • FDS
Die Stempel gehören offensichtlich zusammen, sind demnach auch gleichzeitig 
entstanden.
Lutherportrait mit Doktorhut 

Die älteste Darstellung Luthers mit Doktorhut stammt aus dem Jahr 1519. (Es ist die älteste bekannte Lutherdarstellung überhaupt.) 
Sie ziert das Titelblatt einer 1519 bei Wolfgang Stöckel gedruckten Schrift. <rechs> 
Der Medaillenstempel zeigt aber eine noch größere Ähnlichkeit zu einem Cranach-Stich 
von 1521 <unten> 
          
so erscheint der Stempel auf dem Einband          Diese Orientierung entspricht der Symmetrie des Stempels

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
© =>
L: Cranachs Luther S9

L: Cranachs Luther S40
Auch eine Medaille von 1520 im Stil des Hans Schwarz zeigt Luther mit Doktorhut. 
Umschrift VS: DOCTOR·MARTINVS·LVTHERVS·ECCLES·WITTENB
RS: ·OB· / SERVATAM·ET / RESTITVTA·REM / PVBLICAM·VINDI / CATAMQVE·LIBER / TATEM·CHRISTIA / ·ANNO ·M·DXX· / ·F·F·

Habich Nr. 293 Tafel XXXVI Abb8

Spätere Prägungen übernehmen Motiv und Umschrift. z.B. 1525/26 

Habich Tafel CXVI Abb. 10

1525 von Hans Schek gen. Scheußlich 
Habich 2232; Melanchthon 1; Schnell 434

1617: Habich Nr. 293; Schnell 1

Die Bezeichnung 
ECCLESIASTES = Prediger für Luther 
findet sich 1520 außer auf dem Einbandstempel auch auf der Luthermedaille.
1521 kenne ich kein Beispiel für diese Bezeichnung.
1522 verteidigt sich Luther in seiner Schrift: "Wider den falsch genannten geistlichen Stand des Papsts und der Bischöfe" (WA 10,2 S105) gegen Gegner, die die Berechtigung des Titels Ecclesiastes ablehnen. In der Folgezeit verwendet Luther diesen Titel häufig als Selbstbezeichnung.
Portrait Friedrichs 

Dieses Portrait ist ansonsten erst bei den Münzen von 1522 bezeugt.
Es existiert eine ikonographische Abhängigkeit zu Medaillen von Hans Schwarz (bzw. in seinem Stil) auf andere Personen:

Diese undatierten Medaillen stammen aus der Zeit von 1519-1523. 
d.h. die Grobdatierung gibt uns keinerlei Hinweis darauf ob Cranach diese Medaillen als Vorbild für sein Kurfürstenportrait gewählt hat, oder ob Cranachs Portrait die Vorlage für die Schwarz-Medaillen war. 


 

 Georg Raidloch                                    Ulrich v. Rappoltstein 
 Habich 257 Tafel XXXIII Abb. 5                        Habich Nr 197 Tafel XXVI Abb. 7
 

VDMIE Aus der Tatsache, daß das Motto in Abkürzungen vorliegt, darf man nicht schließen, daß das Motto schon vorher bekannt gewesen sein muß. 
Auch andere Wahlsprüche werden schon bei ihrem ersten Erscheinen abgekürzt. Z.B. CCSN crux Christi salus nostra (1517)
FDS Der Titel FRIDERICUS DUX SAXONIAE wird spätestens seid 1507 auf Medaillen verwendet.
Über Provenienz des Bandes scheinen die  handschriftlichen Eintragungen  wenig  auszusagen. Dennoch habe ich sie hier abgebildet und soweit es mir möglich war entziffert. Es handelt sich allerdings hierbei wirklich nur um amateurhafte Entzifferungsversuche und nicht um eine wissenschaftliche Textausgabe. Als die Universität Wittenberg nach Halle verlegt wurde, übernahm das Predigerseminar Wittenberg die theologischen Altbestände der Universitätsbibliothek.
SPIEGEL VORN 

73az Struis cugeffit 
tustiau inden Regri 
Sulaiperz er

VORDERES VORSATZBLATT(Rückseite) 

Edets Pont 
Ao 26 2.  8ni Chrfü 
aut aplas dret no
habuisse proprius pr Inz Hg. 
innlu reptcalir p****

TITELBLATT (unten) 

..weder ...... .ü.i..e 

Im Wappenschild: 
             Sch
           N.   G

LETZTES BLATT (Rückseite) 
1517
Reverendissimus dominus doctor, Martinus Lutherus
cepit, praedicare, contra Idolomariam
pontificis Romani,  & indulgsbas
vidinas impenderissias, & 
g papatu Romanu a diabolo
inientiim
HINTERES VORSATZBLATT(Vorderseite) 
Anno 1555
P  xa xxaxx 
---------------------- 
Anno domini MDXVII
mirando anno ipse
accepto die salutis
Weitere Vorkommen dieser Medaillenstempel
dieselben Stempel finden sich in der Staatsbibliothek München: 

Hinweis zur Provenienz: Eingeklebt: Exlibris des Passauer Augustinerchorherrenstiftes St. Nikola unter Propst Franz Jans

Allerdings wurde der Lutherstempel nachbearbeitet.
aus dem unsinnigen ECLSIK wurde ECLS:

Haebler (2,225, IV und V) kennt die Stempel von einem Band der 
Staatsbibliothek München. Signatur: ESl/4 A.gr.b.671
Theodorus Gaza: 
Introductio grammatica libri IV. 
Basilea, 1523 
In Haeblers Beschreibung fehlen die Buchstaben F D S auf dem Friedrich-Stempel.