Exkurs: Weitere schriftliche Quellen, die darüber Auskunft geben, warum (wann?, von wem?) dieses Motto ausgewählt wurde.
sonstige Texte:
A1a Guldengroschen
................................................![]() ![]() A1e Schreckenberger
A1b Guldengroschen
ohne Arabesken
|
Am 22.5.1522 schickt
Friedrich
100
Mark Silber an Anton Tucher
in Nürnberg mit
dem Auftrag daraus
Münzen
zu prägen: und dabey in einem buchslein ein
visierung
eins
gepreg uf eyn muntz, und die platten derselben soll so
breyt werden,
alss
der zeirck und umbschrifft uff dem steyn begreift, und das
angesicht
soll
uf die eyn seiten der muntz, und auf der andern seyten das
kreutz mit
der
schrift, wie es uf das pappier
gerissen,
seyn, und begern darauff genediglich, ir wellet bestellen,
dass uns
demnach
stempfel gemacht werden, ufs reynlichst es sein mag, und
darnach aus
den
hundert marck silbers
groschen,
der eyner ein gulden halt....und wen die muntz recht
gefellig
werde,
so seind wir bedacht, dar uber die hundert marck mer
machen zu lassen. L: Ehrenberg S101-103 Am 29.6. hat Friedrich einen Abdruck der Vorderseite erhalten: "mit dem angesicht, das uns wol gefellt.... Wir sein auch bedacht, eine muntz schlaen zu lassen, der sieben groschen ein gulden gelden..." Am 30.6. schreibt Friedrich zur Rückseite: Er wünsche, "dass die zeuge auch nit in die jahrzall gemacht, sondern dass die platten neben der Schrift glatt weren..." Weiter ergibt sich aus diesem Briefwechsel: |
Wann wurde das Motto erstmals auf Münzen
verwendet?
Abgesehen von dem Wittenberger Einbandstempel
von
1520 scheint der Brief vom 22.5.1522 (Friedrich an
Tucher)
das
früheste Zeugnis für das Motto auf Münzen zu sein,
obwohl
der Spruch in ihm gar nicht erwähnt wird. In dem Brief wird ein
Entwurf
(Visierung) für die Münze erwähnt. Da von der Idee bis
zum
fertigen Entwurf sicher auch einige Zeit vergangen ist, muß die
entsprechende
Anweisung spätestens Ende April 1522 erfolgt sein.
Exkurs: Ikonographie der ersten Prägungen mit dem Motto
Friedrich konnte bei der Motivauswahl für seine Prägungen nicht auf eine lange ikonographische Tradition zurückgreifen. Die Umstellung von der Groschenwährung auf Großsilbermünzen (Dies ist in der Numismatik der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.) war erst in den letzten 30 Jahren erfolgt. Im Zuge dieser Umstellung wandelte sich auch die Form und z. T. auch der Inhalt der Darstellungen. Mittelalterliche Münzen waren klein (Durchmesser 1-3cm) und dünn (< 1 mm) . Die Inschrift bestand aus gotischen Minuskeln und war meist unleserlich.
Mit der Umstellung auf große (3-4cm Durchmesser, 1-3mm dick) Münzen hatte man einerseits eine größere Fläche für die Darstellung zur Verfügung, andererseits erforderten die dickeren Schrötlinge (= Metallscheibe aus der die Münze hergestellt wird) eine andere Prägetechnik, die ein höheres Relief und damit schärfere Konturen ermöglichte.
Ausführlicher zur Ikonographie dieser Prägung:Christensen S28-29
Portrait üblich
Titel in
Umschriftüblich
Wappen normalerweise groß auf der Rückseite
schrumpft zu Trennzeichen in der
Vorderseitenumschriftin Sachsen seit ca 1500
Keilitz Nr 4;16-20,42-50Bibelspruch bisher sehr selten, von jetzt ab häufig
Doppelter
Schriftkreiskommt gelegentlich vor 1507: Keilitz Nr 69 VERBUM
DOMINI..erstmals auf dieser Münze,
später häufig
Jahreszahl üblich
Kreuz An dieser Stelle steht sonst das Wappen.
Ein Kreuz an dieser Stelle ist auf großen
Silbermünzen unüblich.
Auf mittelalterlichen Münzen war es häufig.1507 Wappen mit Kreuz kombiniert
Keilitz Nr 69/72/82CCNS kommt nur bei Friedrich vor (seit 1517) Keilitz Nr 74
Für unsere Untersuchung sind besonders die 93 Kostümbilder
(darunter viele Doubletten) wichtig, die sich in verschiedenen
ernestinischen
Archiven und Bibliotheken erhalten haben. DihleS128
Diese Bilder dienten als Vorlagen für die Schneider, die die
Textilien
herstellen mußten. (daher auch die vielen Doubletten). Jedes der
Bilder enthält eine Über- (bzw. Unter-) schrift, die
darüber
informiert, wann (und häufig auch: wo) diese Kleidung verteilt
wurde.
Viele Bilder enthalten auch einen kurzen Kommentar, der wichtige
Ereignisse
aus der Zeit nennt, zu der diese
Kleidung getragen wurde.
Die Abbildung links zeigt ein Blatt (Forschungsbibliothek
Gotha,
Chart. A 233 Bl. 8r) auf dem Hans Poser folgendes
vermerkt
hat:
[Überschrift:] Friedrich Churfürst zu Sachssen und
Johannes
Herzogk zu Sachssen gebrueder Winter Kleidung Ao 1522 [Kommentar:]Diese
löbliche:
Chur= und Fürsten zue Sachßen, haben Zum
erstenmahl
in dieser Kleidung diesen Rheim gefuhrd VERBVM DOMiNi MANET IN
ÆTERNVM.
Funff Jahr vor dieser Zeit, hadt ahngefangen Zu schreiben und zu
predigen
der ehrwurdige Here Doctor Martinus Lutherus zu Wittenberg auch
hat
wied.
das heilige Gött liche wort an tag bracht
Das älteste der Kostümbilder (Kunstkabinett
Weimar KK 153) zeigt die Sommerkleidung 1514, das
jüngste (Forschungsbibliothek
Gotha, Chart. A 233 Bl. 30) die Winterkleidung 1589 Auf
einigen
der Bilder (1522-1554) kann man die Ärmelinschrift VDMIÆ
erkennen.
Dies
(Kunstkabinett Weimar KK 157) ist eine
Doublette
von obiger Abbildung.Sowohl auf dem Bild, als auch im Text sind
die
Buchstaben
VDMIÆ geschwärzt.Es ist unbekannt, wer? warum? das Motto
zensiert hat.
Immerhin bleibt die ehrende Erwähnung Luthers unzensiert.
Ich konnte dieses Blatt nie persönlich einsehen.
Daher halte ich auch folgende Erklärung für nicht
ausgeschlossen:
Das Motto sollte nicht zensiert, sondern farbig hervorgehoben
werden
(Vorläufer
eines Textmarkers). Später ist die Farbe nachgedunkelt
Das nächste Bild stammt aus demselben Band wie das erste .(Chart.A233 Blatt 9r die Schrift habe ich in anderer Farbe nachgezeichnet, um sie besser lesbar zu machen.)
Obwohl es nach der Winterkleidung 1522 eingebunden ist,
zeigt
es die Sommerkleidung von 1522.Wir haben also folgenden paradoxen
Befund:
Obwohl die Sommerkleidung ein halbes Jahr älter ist, als die
Winterkleidung,
behauptet Hans Poser, dieses Motto sei erstmals auf der
Winterkleidung
verwendet worden.
Wurde das Motto erstmals auf der Sommerkleidung verwendet, so wäre
das Motto auf Uniformen früher als auf Münzen
verwendet
worden.
Rätsel: ?
Antworten und Hinweise an kohleraichig@gmx.de |
Die Beantwortung würde den
Rahmen dieser Arbeit sprengen, doch
weise
ich auf einige Fakten hin, die bei der Antwort
berücksichtigt
werden sollten:
Auch der Wetterauer Grafenverein verwendete Devisen auf Uniformen: BEDENCKS END (1533) W.ie G.ott W.ill (1547) G.ott F.ügts Z.um Besten (1548). Der Text in L: Hessen Nr. 557 (bezugnehmend auf die Schneiderrechnungen im Ysenburger Archiv zu Büdingen) scheint anzudeuten, daß dort diese Sitte schon 1516 bestand |