VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM

als Motto auf Münzen und Medaillen

0 Ziel, Zweck und Methode dieser Arbeit

0.1 Ziel und Zweck
Katalog aller Prägungen, die das Motto enthalten
Untersuchung zu Form und Wirkungsgeschichte

0.2 Methode
In einer Art virtuellem Museum bewegen wir uns durch den Katalog und eine Sammlung sonstiger Ausstellungsstücke.
Der Text kommentiert die Ausstellungsstücke, gibt allgemeine Erläuterungen, Zusammenfassungen Querverweise und
Literaturhinweise.

0.3 Abkürzungen u.ä.
Friedrich ohne weitere Zusätze meint immer
Friedrich den Weisen.
Motto bezieht sich (falls nicht ausdrücklich anders deklariert) auf das Motto: VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM
in seinen
verschiedenen Formen.

1 Friedrich der Weise veröffentlicht das Motto VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM


Bild: Tentzel: Tafel 2
S1
FRID DVX SAX ELECT IMPER QVE LOCVM TE
NES GENERAL
dazwischen die
sächsischen Wappen

Literatur: Grotemeyer
Friedrich Herzog
zu Sachsen Kurfürst und des Reiches Generalstatthalter
die Rückseite:
Reichsadler und
Titel Kaiser
Maximilians
zeigt in Verbindung mit dem Titel Generalstatthalter des Reiches, Friedrichs Bedeutung für Kaiser und Reich.

Friedrich war der erste deutsche Fürst neben Kaiser Maximilian, der Portraitmedaillen zu Repräsentationszwecken prägen ließ. Der sächsische Hofmaler Lukas Cranach lieferte die Entwürfe und Nürnberger Kunsthandwerker sollten die Medaillen herstellen.. Als Vermittler fungierte Anton Tucher. Dessen Korrespondenz mit dem kursächsischen Hof zeigt, daß die  Entwicklung der notwendigen Technologie mehrere Jahre in Anspruch nahm.  Diese Verzögerung veranlaßte den Kurfürsten gleichzeitig Ulrich Ursenthaler in Innsbruck mit der Prägung zu beauftragen. Dieser lieferte 1512 die ersten repräsentativen Medaillen. Kurze Zeit später wurden auch in Nürnberg ähnliche Stücke hergestellt. Friedrich verschenkte diese Prägungen an Freunde, Politiker und Gelehrte.                    

 
 
 
 
 
 

 

 

 

 

Bild: Tetzel: Tafel 3

S2
Eine weitere Medaille auf die Generalstatthalterwürde 1517
Text und Wappen ähnlich wie bei S1. Neu sind die Buchstaben
CCSN Crux Christi Salus Nostra (Christi Kreuz ist unser Heil)
Es ist nicht bekannt, ob dieses Motto schon den Einfluß von
Luthers Rechtfertigungslehre zeigt, oder ob der die Übereinstimmung nur zufällig ist. Jedenfalls paßt diese Devise gut zu Luthers Lehre; Friedrich verwendete das gleichschenklige Kreuz mit diesen vier Buchstaben auch auf Prägungen späterer Jahre.
S3

Friedrich der Weise
Kupferstich von Albrecht Dürer 1524
Literatur:Ludolphy S20-21  Christensen S30-32
Übersetzung der Inschrift:
Christus geweiht
Er hat Gottes Wort mit großer Frömmigkeit gefördert
würdig, ewig von der Nachwelt geehrt zu werden

Albrecht Dürer aus Nürnberg schuf dies für
Herrn Friedrich, Herzog zu Sachsen, des Heiligen Römischen Reiches
Erzmarschall und Kurfürst
.B.M.F.V.V.
1524

Der Stich sollte sicherlich der offiziellen Selbstdarstellung des Kurfürsten dienen (z.B. als Geschenk für Diplomaten); deshalb muß man davon ausgehen, daß auch der Text der Unterschrift mit dem sächsischen Hof abgestimmt war.
Schon Friedrichs Zeitgenossen hielten seine Unterstützung Luthers und die Förderung der Reformation für eine der wichtigsten Taten des Kurfürsten, obwohl diese Unterstützung offiziell gar nicht existierte. (Es war gefährlich, als Anhänger des von Papst und Kaiser verurteilten Ketzers zu gelten.) Wiederholt tauchten Gerüchte auf, man wolle Friedrich deshalb die Kurwürde nehmen.(Planitz) Die Formulierung "VERBUM DEI FAVEBAT "= "hat Gottes Wort gefördert" betont einerseits Friedrichs Engagement für Luthers Lehre und erlaubt gleichzeitig andererseits gerade dieses Engagement abzustreiten.
VERBUM DEI FAVEBAT ist nicht nur eine diplomatische Umschreibung sondern eine treffende Beschreibung von Friedrichs Verhältnis zu Luthers. Man kann diese Formulierung auch als Zusammenfassung der folgenden Aussagen auffassen:


S4


F.Ch.E.z.S. = Friedrich Churfürst Elector zu Sachsen
CCSN
Literatur: Clemen: Marschalck

Textbeispiel (in heutiges Deutsch übertragen):
Du liebes Gotteswort bist von dem König Herodes
aus der Heimat nach Ägypten vertrieben worden.
Nun bist du wieder zurückgekehrt und ließest dich bei
dem frommen Friedrich wieder finden, denn der hat dich lieb.
Während die offiziellen Stellungnahmen des kursächsischen Hofes immer so formuliert waren, daß man daraus keine Parteinahme für Luther nachweisen konnte, mußte der private Autor dieser Schrift nicht so vorsichtig sein. Er konnte das von Friedrich geliebte Wort Gottes mit Luthers Veröffentlichungen identifizieren.
Zur Datierung dieser Schrift: Gedruckt wurde sie 1524 in Nürnberg (Wohl anläßlich Friedrichs Besuch bei dem dortigen Reichstag) . Der Inhalt kann etwas älter sein.
Wenn Clemen recht hat, wurde der Text anläßlich des Wormser Reichstags 1521 verfaßt und Titelbild und und Schlußsatz ( VERBVM DOMINI MANET IN AETERNVM) erst bei der Drucklegeung hinzugefügt.

.

In diesem "Tractatlein" mischt der Autor verschiedenste Gleichsetzungen und Assoziationen :
     Friedrich = Friedensreich
     Jesus = Wort Gottes
    Unter Friedrichs Herrschaft ist Gottes Wort an den Tag gekommen (hierbei bleibt offen, ob damit Luthers Lehre oder
         nur seine Bibelverdeutschung gemeint ist.) 
    Friedrich liebt Gottes Wort (auch hier bleibt offen, was mit Gottes Wort gemeint ist)
    Ein tyrannische Fürst (Herodes) hat das Wort Gottes (=Jesus) verfolgt. Auch heute wird Gottes Wort (=Luthers  Lehre)
    von Fürsten (Karl V) verfolgt.



Das Motto VERBVM DOMINI MANET IN AETERNVM erscheint erstmals 1522 auf der unten abgebildeten Münze.

A1aGuldengroschen

A1e Schreckenberger


Abb: privat


A1bGuldengroschen ohne Arabesken
in der Jahreszahl

Literatur zur Ikonographie: Christensen S28-29

Am 22.5.1522 schickt Friedrich 100 Mark Silber an Anton Tucher in Nürnberg mit dem Auftrag daraus Münzen zu prägen: und dabey in einem buchslein ein visierung eins gepreg uf eyn muntz, und die platten derselben soll so breyt werden, alss der zeirck und umbschrifft uff dem steyn begreift, und das angesicht soll uf die eyn seiten der muntz, und auf der andern seyten das kreutz mit der schrift, wie es uf das pappier gerissen, seyn, und begern darauff genediglich, ir wellet bestellen, dass uns demnach stempfel gemacht werden, ufs reynlichst es sein mag, und darnach aus den hundert marck silbers groschen, der eyner ein gulden halt....und wen die muntz recht gefellig werde, so seind wir bedacht, dar uber die hundert marck mer machen zu lassen.
Literatur: Ehrenberg S101-103

Am 29.6. hat Friedrich einen Abdruck der Vorderseite erhalten: "mit dem angesicht, das uns wol gefellt.... Wir sein auch bedacht, eine muntz schlaen zu lassen, der sieben groschen ein gulden gelden..."

Am 30.6. schreibt Friedrich zur Rückseite: Er wünsche, "dass die zeuge auch nit in die jahrzall gemacht, sondern dass die platten neben der Schrift glatt weren..."

Weiter ergibt sich aus diesem Briefwechsel:
Tucher sollte diese Prägungen geheim halten.
Sie sollten von Gewicht und Feingehalt den gängigen sächsischen Münzen entsprechen.
Schon nach kurzer Zeit werden diese Münzen auch in Annaberg (Sachsen) geprägt, da der Nürnberger Münzmeister Hans Kraft andere Gehaltsvorstellungen hat, als der Kurfürst. Am 11.Februar 1523 hatte Kraft das übersandte Silber vermünzt. Hiermit endeten die Nürnberger Prägungen für Friedrich.
Hans Kraft prägte vom 29.6.1522 bis 11.2.1523 insgesamt
625 Guldengroschen und 15208 Schreckenberger. Dazu einige vergoldete und goldene Stücke.

Warum gerade dieses Motto?
Der Spruch bietet die oben erwähnten Vorteile:

und zusätzlich:

Wann wurde das Motto erstmals verwendet?    

Der Brief vom 22.5.1522 scheint das früheste Zeugnis für diesen Spruch zu sein, obwohl der Spruch in ihm gar nicht erwähnt wird. In dem Brief wird ein Entwurf (Visierung) für die Münze erwähnt. Da von der Idee bis zum fertigen Entwurf sicher auch einige Zeit vergangen ist, wird die Auswahl des Spruches spätestens Ende April 1522 erfolgt sein. 

 Neben den Münzen gab es noch ein zweites Medium, das zur Verbreitung des Mottos diente:
An den Ärmeln der Kurfürstlichen Hofuniformen wurden die Buchstaben VDMIÆ aufgenäht.Diese Uniformen wurden jeweils zweimal jährlich (Sommer- bzw. Winterkleidung) an die Angehörigen des (Kur-)fürstlichen Hofes verteilt. Dadurch war das Motto schlagartig in ganz Kursachsen präsent. Aber nicht nur in Kursachsen, sondern auch in Nürnberg, dem Sitz von Reichsregiment, Reichskammergericht und Reichstag (In jedem dieser Gremien war Kursachsen durch kompetente Diplomaten vertreten.)                               
Zuständig für die Beschaffung und Verteilung dieser Uniformen war ein HANS POSER. Sowohl von seinen Konzept- und Musterbüchern, als auch von seinen Abrechnungen existieren viele noch heute. Literatur: Diehle

S5Für unsere Untersuchung sind besonders die 93 Kostümbilder (darunter viele Doubletten) wichtig, die sich in verschiedenen ernestinischen Archiven und Bibliotheken erhalten haben. Dihle S128
Diese Bilder dienten als Vorlagen für die Schneider, die die Textilien herstellen mußten. (daher auch die vielen Doubletten). Jedes der Bilder enthält eine Über- (bzw. Unter-) schrift, die darüber informiert, wann (und häufig auch: wo) diese Kleidung verteilt wurde. Viele Bilder enthalten auch einen kurzen Kommentar, der wichtige Ereignisse aus der Zeit nennt, zu der diese
Kleidung getragen wurde.
Nebenstehende Abbildung zeigt ein Blatt (Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 233 Bl. 8r) auf dem Hans Poser folgendes vermerkt hat:
[Überschrift:] Friedrich Churfürst zu Sachssen und Johannes Herzogk zu Sachssen gebrueder Winter Kleidung Ao 1522 [Kommentar:]Diese löbliche: Chur= und Fürsten zue Sachßen, haben Zum erstenmahl in dieser Kleidung diesen Rheim gefuhrd VERBVM DOMiNi MANET IN ÆTERNVM. Funff Jahr vor dieser Zeit, hadt ahngefangen Zu schreiben und zu predigen der ehrwurdige Here Doctor Martinus Lutherus zu Wittenberg auch hat wied. das heilige Gött liche wort an tag bracht
Das älteste der Kostümbilder (Kunstkabinett Weimar KK 153) zeigt die Sommerkleidung 1514, das jüngste (Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 233 Bl. 30) die Winterkleidung 1589 Auf einigen der Bilder (1522-1554) kann man die Ärmelinschrift VDMIÆ erkennen.

S6Dies (Kunstkabinett Weimar KK 157) ist eine Doublette von obiger Abbildung.Sowohl auf dem Bild, als auch im Text sind die Buchstaben VDMIÆ geschwärzt.(Warum??)

S7 stammt aus demselben Band wie S5.(Chart.A 233 Blatt 9r die Schrift habe ich in anderer Farbe nachgezeichnet, um sie besser lesbar zu machen.)

S7
Obwohl es nach S5 (Winterkleidung 1522) eingebunden ist, zeigt es die Sommerkleidung von 1522.Wir haben also folgenden paradoxen Befund: Obwohl die Sommerkleidung ein halbes Jahr älter ist, als die Winterkleidung, behauptet Hans Poser, diedas Motto sei erstmals auf der Winterkleidung verwendet worden.
Wurde das Motto erstmals auf der Sommerkleidung verwendet, so könnte dieses Bild möglicherweise der älteste Beleg
für die Verwendung des Mottos überhaupt (als Motto, nicht als Bibelzitat) sein.
Fragen:

Die Beantwortung würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, doch ich weise auf einige Fakten hin, die bei der Antwort auf die letzten Fragen berücksichtigt werden sollten:

Nürnberger Reichstagsakten und der Briefwechsel mit Hans von der Planitz erwähnen weder das Motto noch die entsprechenden Münzen und Textilien. Es existieren noch viele weitere Quellen zu den Ereignissen des Jahres 1522 in Nürnberg. Möglicherweise enthält eine dieser Quellen Hinweise darauf, welche Reaktionen das Motto auf den Münzen und Uniformen hervorrief und ob es damals weitere Medien gab, die der Verbreitung dieses Mottos dienten.

Ikonographie
Friedrich konnte bei der Motivauswahl für seine Prägungen nicht auf eine lange ikonographische Tradition zurückgreifen. Der Die Umstellung von der Groschenwährung auf Großsilbermünzen (Dies ist in der Numismatik der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.)war erst in den letzten 30 Jahren erfolgt. Im Zuge dieser Umstellung wandelte sich auch die Form und z. T. auch der Inhalt der Darstellungen. Mittelalterliche Münzen waren klein (Durchmesser 1-3cm) und dünn (< 1 mm) . Die Inschrift bestand aus gotischen Minuskeln und war meist unleserlich.
Mit der Umstellung auf große (3-4cm Durchmesser, 1-3mm dick) Münzen hatte man einerseits eine größere Fläche für die Darstellung zur Verfügung, andererseits erforderten die dickeren Schrötlinge (= Metallscheibe aus der die Münze hergestellt wird) eine andere Prägetechnik, die ein höheres Relief und damit schärfere Konturen ermöglichte.

Portrait üblich
Titel in
Umschrift
üblich
Wappen normalerweise groß auf der Rückseite
schrumpft zu Trennzeichen in der
Vorderseitenumschrift
Bibelspruch bisher sehr selten, von jetzt ab häufig
Doppelter
Schriftkreis
kommt gelegentlich vor
VERBUM
DOMINI..
erstmals auf dieser Münze,
später häufig
Jahreszahl üblich
Kreuz An dieser Stelle steht sonst das Wappen.
Ein Kreuz an dieser Stelle ist auf großen
Silbermünzen unüblich.
CCNS kommt nur bei Friedrich vor (seit 1517)
A1b Die Vorderseite der Prägung A1 entsprach dem, was sonst auf Münzen und Medaillen geprägt wurde (Meist: Vorderseite: Portrait; Rückseite: Wappen Umschrift: Namen und Titel, Jahreszahl): Portrait und Titel Friedrichs. Die Rückseite aber weicht deutlich von den gängigen Vorlagen ab. Statt des sächsischen Wappens oder des Reichsadlers steht im Mittelpunkt der Rückseite das Kreuz mit den Buchstaben: CCSN Christi Kreuz ist unser Heil. Diese Kreuz ist von einem doppelten Schriftkreis umgeben: Der innere zeigt die Jahreszahl M D XX II, der äußere das Motto VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM. Diejenige Seite der Münze, die normalerweise die Hoheitszeichen (Wappen oder Reichsadler) zeigt, zeigt das Kreuz. Auch die Umschrift dokumentiert, daß Friedrich den gekreuzigten Christus als den eigentlichen Herrscher anerkennt. Seine eigenen Wappen schrumpfen zu Trennzeichen in der Umschrift der Vorderseite.

####cranach und Friedrich kümmern sich direkt um die Gestaltung

A2

A3

Die beiden Prägungen A2 und A3 sind so selten, daß man sie als Proben ansehen muß. Bei beiden Stücken ist das Portrait Friedrichs durch ein Doppelportrait (Friedrich und Johann) ersetzt. Hierdurch wird betont, daß die beiden Brüder ihr Land gemeinsam regieren. Die Medaille 1525 unterscheidet sich vorallem in der Rückseitengestaltung von den bisherigen. Das Kreuz hat nicht mehr 4 gleichlange Schenkel, CCNS wandert aus den Winkeln des Kreuzes in die Umschrift (Verbum ...) und die Jahreszahl wandert auf die Vorderseite.

A4
A4 zeigt dieselben beiden Portraits wie A2 und A3, diesmal aber nicht nebeneinander, sondern auf beiden Seiten der Münze.
beider Portraits sind vom doppelten Schriftkranz umgeben; im inneren Schriftkreis: VERBVM DOMINI... , im äußeren Schriftkreis Name und Titel des Herrschers, jeweils von unterbrochen von den Landeswappen. Die Jahreszahl ist auf Johanns Seite, da sein Titel kürzer ist.
A5 wurde erst 1532 posthum als Gedenkmedaille für Friedrich geprägt
Vorderseite: Portrait, Umschrift: FRIDERICVS:D:G:DVX:SAXO:OBIIT:FAMA:VIVIT <Friedrich, von Gottes Gnaden, Herzog zu Sachsen ist [zwar] gestorben [aber sein] Ruhm lebt [weiter]
Rückseite: Die sächsischen Wappen, darüber klein das Kreuz mit CCNS; unter den Wappen die Jahreszahl.                   Äußerer Schriftkreis: HOC HIC SUBSCRIPTÆ TESTANTVR LITERÆ <dies zeigen die untenstehenden Buchstaben:>Innerer Schriftkreis: VDMIE (allerdings kaum erkennbar, da die Buchstaben als Fraktur-Initialen ausgebildet sind und die einzelnen Buchstaben durch Blätter und Arabesken getrennt werden). Also: Die Buchstaben VDMIE zeigen, daß Friedrichs Ruhm weiter besteht. Doppelsinn: Einerseits wurde das persönliche Motto Friedrichs zum Allgemeingut (Überall sieht man diese Buchstaben), andererseits identifiziert man die Reformation mit Gottes Wort. Die Reformation (die durch Friedrich erst ermöglicht wurde) bleibt ewig. Damit ist ihm ewiger Ruhm sicher.

Ausstellungsstücke
S1 Friedrich der Weise, Medaille 1512
S2 Friedrich der Weise, Medaille 1517
S3 Friedrich der Weise. Kupferstich von Albrecht Dürer 1524
S4 Tractatlein von Hauck Marschalk gen. Zollner über das Wort Gottes zu Ehren Friedrichs des Weisen.
      gedruckt ca. 1524 von Hieronymus Höltzel in Nürnberg
S5-S7 Abbildungen aus den Konzeptbüchern der sächsischen Hofschneiderei
S6 Winterkleidung 1522 Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 233 Bl. 8r
S6 Winterkleidung 1522 Kunstkabinett Weimar KK 157
S7 Sommerkleidung 1522 Forschungsbibliothek Gotha Chart.A 233 Blatt 9r
S8 sächsische Wappen (Vergrößerung aus M3)
S9 Anton Tucher Abb. aus dem Tucherbuch von 1592


aller bedeutet hier: Der Katalog enthält alle mir bekannten Prägungen. Für Ergänzungen bin ich dankbar. email

Friedrich der Weise, 1463-1525 Kurfürst von Sachsen seit 1486
wichtige Eigenschaften: Friedliebend, fromm, klug, zurückhaltend, geachtet.
Das wichtigste Ereignis (nicht nur aus heutiger Sicht) seiner Regierungszeit war die Reformation. Obwohl er sich nie offen zu Luther bekannte, schützte er ihn vor seinen Gegnern und unterstützte ihn auf vielerlei Weise.
Bild Literatur: Ludolphy

Verfasser: Peter Kohler   Kemnatherstr. 33   95448Bayreuth
                   Tel. 0921/99265  Fax 0921/58331  email 0319@bayreuth.baynet.de

Ludolphy S.21 zitiert Peter Strieder mit folgender Auflösung:
Bene Merenti Fecit Vivus Vivo: Dem Hochverdienten schuf er es als Lebender dem Lebenden
Elector
(lateinisch): Kurfürst
locum tenens generalis (lateinisch): Generalstatthalter; 1507 hatte Kaiser Maimilian I den sächsischen Kurfürsten für die Zeit eines Italienfeldzuges zu seinem Stellvertreter (Statthalter) ernannt. Diesen Titel durfte Friedrich auch nach Maximilians Rückkehr behalten.
Literatur: Grotemeyer S143
Prägung in Nürnberg: Noch am 22.5.1522 schreibt Friedrich an Tucher: Wir wern auch wol gemeynet gewest, die muntz hie im land fertigen zu lassen...so haben wir doch die sorge, dass unser muntzmeister mit derhlben muntz nit umgeen mag..
Briefe an Tucher Die Briefe des kursächsischen Hofes an Anton Tucher (+1524) liegen als Teil des Tucher-Archivs im Nürnberger Stadtarchiv. Desiderat: Herausgabe dieser Briefe Literatur: Ehrenberg   Köstlin  Grotemeyer
S8 Wappen: Kurwürde, Sachsen, ThüringenMarkgrafschaft Meißen,
Mark: Gewichtseinheit; Kölner Mark: ca. 233g; Nürnberger Marck ca.@@@; Görlitzer Mark: ca.@@@
Guldengroschen: Bezeichnung für eine große Silbermünze, die dem Wert eines Gulden (Goldmünze) entsprach. Später wurde aus der Bezeichnung für die Joachimstaler Guldengroschen das Wort: TALER
Medaillenprägung: Zur Technik vgl. Habicht @@@
Schreckenberger: Sächsische Münzeinheit (benannt nach einem Silberfundort bei Annaberg); Wert: 1/7 Guldengroschen. S9 Anton Tucher: 1458-1524
Obwohl er seit 1507 vorderster Losunger (das entspricht etwa der Funktion eines regierenden Bürgermeisters)der freien Reichsstadt Nürnberg war, hatte er beinahe die Stellung eines kursächsischen Geschäftsträgers oder Konsuls.Literatur: Grote S78 u.a.
Das Bild stammt aus dem Tucherbuch von 1592
im Besitz des Germ. Nationalmuseums Nürnberg


Literaturverzeichnis
Ludolphy, Ingetraud: Friedrich der Weise, Göttingen 1984 ISBN 3-525-55392-7
Christensen, Carl C: Princes and Propaganda  Electoral Saxon Art of the Reformation, Kirksville Missouri 1992
     = Sixteenth Century Essays & Studies Vol. XX ISBN 0-940474-21-2
Planitz: Des kursächsischen Rathes Hans von der Planitz Berichte aus dem Reichsregiment in Nürnberg 1521-1523. gesammelt von Ernst Wülcker, bearbeitet von Hans Virck,Leipzig 1899
     = Schriften der kgl. sächs. Kommission f. Geschichte Bd. 3
Grote, Ludwig: Die Tucher, München 1961
      = Bilder aus der deutschen Vergangenheit Bd. 15/16
Grotemeyer, Paul: Die Statthaltermedaillen des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen
           in Münchner Jahrbuch der bild. Kunst. 3. Folge Bd. XXI (1970) 143-166
Clemen, Otto: Haug Marschalck genannt Zoller von Augsburg
           in: Beiträge zur Bayerischen Kirchengeschichte 4 (1898) S.223-230
Ehrenberg, R.: Nachricht über Nürnberger ..Prägungen im Auftrage Friedrichs des Weisen von Sachsen
           in: Mitteilungen der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft Bd. VIII (1889 ) S97-111
Köstlin: Briefe vom Kursächsischen Hofe an A. Tucher in Nürnberg aus den Jahren 1518-1523
          in: Theologische Studien und Kritiken LV (1882) S601-702
Habich, Georg: Die deutschen Schaumünzen des XVI. Jahrhunderts. Mchn. 1931
Tentzel, Wilhelm Ernst: Saxonia Numismatica Ernestinische Linie 1705; Nachdruck Bln. 1982
Dihle, Helene: Kostümbilder und Rechnungsbücher der sächsisch-Ernestinischen Hofschneiderei 1469-1588
          in: Zeitschr. f. Histor. Waffen- und Kostümkunde NF 3 (1930) S127-137 und 152-156
Spalatinus: Zwo Predigt auff die Epistel S. Pauli 1. Thessa. 4 D. Martin Luther gethan vber der leiche des Churfursten Hertzog Friedrichs zu Sachsen. Item eyne tröstunge an Churfursten von Sachsen seliger und Christlicher gedechtnis. Freytags nach Misericordia Domini den letzten seynes lebens hie auff erden. Wittenberg 1525 (enthält keinen Hinweis auf das Motto)
Luther, Martin: "WA := Weimarer Ausgabe" Werke, kritische Gesamtausgabe Weimar 1883ff
Deutsche Reichstagsakten Hg. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Jüngere Reihe Bde. 3-4
Spalatin, Georg: Annales Reformationis oder Jahrbücher der Reformation Lutheri. Aus dessen Autographo ans Licht gestellt von Ernst Salomon Cyprian in: Wilhelm Ernst Tentzels Historischem Bericht vom Anfang und ersten Fortgang der Reformation Lutheri, Leipzig 1718
Manlius, Johannes: Locorum communium collectanea. Basel 1562



Desiderata

Edition des Briefwechsels Anton Tucher-Kursächsischer Hof
Wissenschaftliche Einleitung zu den Rechnungsbüchern von Hans Poser
Edition der Werke Spalatins
Neuedition von Manlius

Fragen

Wodurch unterscheiden sich die Wappen von Thüringen und Meißen?
Woher kommt die Wolfgangsdarstellung auf dem Regensburger Lebkuchenmodel?
                  Welche räumliche und zeitliche Verbreitung hatte die verwendete Schrift?
Woher kommt die Verknüpfung von Bonifazius mit dem Motto?
Wozu verpflichtete sich Luther bei der Übernahme der Lectura biblica in Wittenberg?